Eine traurige Bilanz:

Jeder dritte Verkehrsunfall wird durch Stress verursacht. Insbesondere jüngere Autofahrer fühlen sich im Straßenverkehr gestresst: Über 40 Prozent der unter 26-jährigen Fahrer sind oft oder immer im Stress. Autofahren erleben sie also als extreme physische und psychische Belastung. Die älteren Hasen sind da beträchtlich cooler: Nur 15 Prozent klettern nach längerer Fahrt verschwitzt und mit rotem Gesicht aus ihrem Auto. Stress bereiten dem erfahrenen Autofahrer vor allem blutige Anfänger, die mangelhafte Klimaanlage oder die fehlende Bewunderung von Kind und Kegel bei bravourösen Überholmanövern.



Stressoren

Was für den einen Stress ist, kann für den anderen eine Lapalie oder gar ein Vergnügen sein. Ob für einen Menschen etwas zum Stress wird, hängt von dessen psychischer und physischer Verfassung ab. Aus diesem Grund kann letzten Endes alles zum Stress werden. Typische Stress erzeugende Faktoren, sogenannte Stressoren, können beispielsweise sein: sehr hohe oder sehr niedrige Temperaturen, Infektionen, Schockeinwirkungen, traumatische Ereignisse, Daueraffekte wie Ärger und Angst, Frustrationen und Konflikte mit wichtigen Personen, Reizüberflutung wie Lärm oder - insbesondere für Männer - der obligatorische Weihnachtseinkauf und natürlich langandauernder Anforderungsdruck, der sich beispielsweise aus der Angst um den Arbeitsplatzverlust speisen kann.

Eine Frage der Dosis

Unser Organismus kann im Regelfall gut mit Anforderungen umgehen und er braucht sie bis zu einem gewissen Grad auch. Jeder weiß, wie sehr ständige Unterforderung nerven, also stressen kann. Es kommt auf die Dosierung an: Zu wenig Anforderung kann genauso schaden wie zuviel. In der heutigen Zeit haben wir es allerdings meistens mit dem Zuviel zu tun.

Eskalierende Reaktion des Organismus

Erlebt ein Mensch Anforderungen als anhaltenden Stress, kommt es zur eskalierenden Reaktion des Organismus, die in drei Stadien einteilbar sind:

  1. das Stadium der Alarmreaktion,
  2. das Stadium der Gegenregulation
  3. das Stadium der Erschöpfung, in dem unsere Anpassungsreaktion auf den Stress zusammenbricht. Dann kommt es zu grundlegenden physiologischen Veränderungen, die sich unter anderem in psychosomatischen Erkrankungen, in Ängsten und Depressionen äußern können.

Stresstoleranz und Stressresistenz resultieren aus Lernvorgängen

Wissenschaftliche Befunde machen deutlich, dass Stresstoleranz und Stressresistenz vor allem gegenüber psychischen Stressoren auch das Resultat von Lernvorgängen sind. Außerdem spielt bei der Stressbewältigung die Fähigkeit eine entscheidende Rolle, Sachverhalte und Situationen innerlich angemessen zu bewerten und das eigene Verhalten dementsprechend zu regulieren - und zwar vor dem Hintergrund der jeweiligen Persönlichkeitsstruktur.

Techniken zur Stress-Vorbeugung

Um dem schädigenden Einfluss von Stress zuvorzukommen, sind folgende vorbeugende Maßnahmen empfehlenswert:

  • Am einfachsten und überall praktikabel sind isometrische Übungen: Dabei gilt es, diejenigen Muskelgruppen anzuspannen, in denen sich für uns der Stress am eindeutigsten manifestiert, wie etwa die Nackenmuskualtur oder die Arme. Dann zählt man bis sechs und entspannt die Muskeln dann wieder. Die Übung sollte mehrmals wiederholt werden. Da wir glücklicherweise nicht nur aus "Fleisch und Blut", sondern auch als Einheit von "Körper und Geist" bestehen, ruft die zunehmende körperliche Entspannung nach einer Weile auch eine emotionale Entspannung hervor. Diese Übungen wirken vor allem bei körperbewussten Menschen.
  • Für diejenigen, die sich als phantasiereich erleben, ist es gut, sich einen angenehmen und sicheren Ort vorzustellen, an den sie sich innerlich zurückziehen können, wenn Stress-Situationen auftauchen. Von dort aus lässt sich das Leben leichter leben.
  • Eine weitere Möglichkeit ist es, die Hände aneinander zu legen und zu warten, bis der Pulsschlag in beiden Händen deutlich und synchron geworden ist.
  • Zu guter Letzt hilft bei belastenden Gedanken ein Gedankenstopp. Hier geht es darum, innerlich zu sich selbst ganz laut "Stopp" zu sagen - und zwar mehrmals hintereinander. Anschließend noch "Beruhig Dich!".


Entspannungstechniken an der Volkshochschule erlernen

Wenn all das nicht so richtig hilft, ist es ebenso hilfreich, sich zum Beispiel bei der Volkshochschule Autogenes Training, Meditationtechniken und ausgefeilte Muskelentspannungs-Verfahren anzueignen. Sollte auch dieses Vorgehen nichts nützen, bleibt immer noch der Weg zum psychotherapeutischen Fachmann.